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Tag 8 - Zurück in die Heimat

Tag 7 - Fährmann hol über
 

Die Nacht war ruhig. Kurz nach sieben waren wir alle drei auf den Beinen. Das Frühstück ließen wir, bis auf ein paar Scheiben Wassermelonen, ausfallen. Um acht wollte Sultan kommen, um uns zum Flughafen zu bringen. Gegen zehn sollte der Flieger in Richtung Istanbul abgehen. Da der Check-In in Duschanbe ein wenig komplizierter ist als im Rest der Welt, wollten wir so früh wie möglich am Flughafen sein. Die Zeit verging. Wir warteten, aber von Sultan war nichts zu sehen. Sein Mitarbeiter, der leider kaum Englisch sprach, hatte auch keine Ahnung. Ulrich und Rupert wurden nervös. Sultan hatte noch alle unsere Unterlagen. Um halb neun rief Ulrich dann bei Wolfgang Kistenich in der Deutschen Botschaft an - Plan B wurde angegangen. Zehn Minuten später dann endlich Sultan. Er wirkte verschlafen. Wir beeilten uns mit dem Einsteigen. Sultan fuhr wieder wie ein Henker, um uns noch rechtzeitig zum Airport zu bringen. Endlich um kurz nach neun auf dem Parkplatz winken uns die kleinen Kofferträger bereits zu, dass es langsam Zeit würde.  
  Doch im Abfertigungsgebäude ging es dank Sultans Kontakten wieder recht flott. Wir waren wirklich spät dran - aber Sultan kannte den Zollbeamten, so dass wir im Nu durch die Kontrolle und vor der Gepäckaufgabe waren. Sultan wollte noch einmal schnell mit jemandem reden, uns aber noch einmal treffen. Dann war er weg. Wir gaben unser Gepäck ab und ertrugen die Prozedere der Passkontrolle. Dann hieß es warten in einem kleinen Raum. Plötzlich Unruhe - die anwesenden Passagiere sollten schon einmal in den Bus. Draußen auf dem Flughafen war großer Zirkus - Dutzende Soldaten und eine afghanische Maschine - Besuch vom Verteidigungsminister Farhim.
Sultan schaffte es an diesem Tag nicht noch einmal zu uns in den Flieger. So hatten wir uns nicht einmal richtig von ihm verabschieden können. Beim Start sah ich ihn am Abfertigungsgebäude stehen. Im Flieger warteten auf uns noch vier lange Stunden bis Istanbul. Ich konnte endlich Rupert interviewen. Ulrich unterhielt sich mit seiner Nachbarin, einer schweizer Caritas-Mitarbeiterin, die in Tadschikistan mit ihrem Mann ein Projekt betreut hatte.  
  Noch während des Rückfuges begann ich meine Erinnerungen und Notizen zu ordnen. Bereits jetzt stellte ich fest, dass das an vielen Stellen nicht immer einfach war. Sich an bestimmte Passagen zu erinnern - den Mann auf der Ladefläche eines Lastwagens am Morgen unserer Fahrt nach Mazar - war einfach. Doch dies alles chronologisch zu ordnen dann schon nicht mehr einfach. Und noch während ich notierte ärgerte ich mich ein wenig, nicht noch drei Wochen mehr Zeit gehabt zu haben, mehr Filme - kurz, Ressourcen für eine echte Reportage.
Istanbul war wieder Zwischenhalt. Dieses Mal stand auch eine zweite Maschine von Kirgisistan-Air hier. Wir setzten uns ins Flughafencafé und nutzten die Zeit für einen letzten Schwatz, ließen die Woche noch einmal Revue passieren. Am Nebentisch saß eine Gruppe Kirgisen und ließ sich mit Wodka zulaufen. Dann weiter nach München.
Am FSJ-Airport hieß es dann Abschied nehmen. Rupert telefonierte mit Daheim - und erfuhr von der ersten großen Spende für die Grünhelme, 20 000 Euro, gesammelt von einer Kölner Schule.
 
 
  PS: Abens dann in der Münchner Innenstadt fühlte ich mich wie im falschen Film: die Kleider, welche die Reichen und Schönen hier trugen, die in goldenen Schaufenstern auf ihre markendominierte Kundschaft warteten, kosteten so viel Geld, dass man in Afghanistan halbe Dörfer davon wochenlang ernähren könnte...und doch wirkten hier inmitten des Reichtums alle gehetzt, gejagt und zutiefst unglücklich. Nur die Wenigsten trugen ein Lächeln auf ihren Lippen am Ende des wunderschönen Sommertages.

     ENDE...


Tag 7 - Fährmann hol über